Jedes sechste Schulkind in Europa von Cybermobbing betroffen
Beschimpfen, beleidigen, bloßstellen: Unter Schulkindern ist Internetmobbing weit verbreitet. Die Folgen der Schikanen können gravierend sein, warnt die Weltgesundheitsorganisation.
Etwa jedes sechste Schulkind in Europa im Alter zwischen elf und 15 Jahren ist schon einmal in Onlinediensten gemobbt worden. Das geht aus dem zweiten Bericht zum "Gesundheitsverhalten bei Kindern im Schulalter" (Health Behaviour in School-aged Children)der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hervor, der in Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen veröffentlicht wurde. Demnach sind besonders die virtuellen Formen der Gewalt im Internet seit dem Vorgängerbericht 2018 erheblich gestiegen.
Bis zu sechs Stunden täglich im Internet unterwegs
"Dieser Bericht ist ein Weckruf für uns alle, Mobbing und Gewalt zu verurteilen, wann und wo auch immer sie auftreten", betonte der WHO-Regionaldirektor für Europa, Hans Kluge. "Angesichts der Tatsache, dass junge Menschen jeden Tag bis zu sechs Stunden im Internet verbringen, können selbst kleine Veränderungen in der Mobbing- und Gewaltrate tiefgreifende Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden" Tausender Kinder haben, so Kluge. Man müsse sich dafür einsetzen, Kinder vor Gewalt und Schaden zu schützen, online und offline.
Sowohl der Anteil an Opfern als auch an Tätern von Cybermobbing wurde laut der Studie größer. Etwa 15 Prozent der Schülerinnen und Schüler hätten schon Cybermobbing erlebt, machen die Autoren deutlich.
Daten von 280.000 Schulkindern ausgewertet
Die Studie basiert auf Aussagen von knapp 280.000 Kindern und Jugendlichen in 44 Ländern in Europa, Zentralasien und Kanada. Die höchsten Raten von Cybermobbing wurden bei Jungen in Bulgarien, Litauen, Polen und Moldau verzeichnet - die geringsten Anteile bei Jungen in Spanien.
Einer von acht jungen Menschen räumte ein, selbst schon andere gemobbt zu haben. In fast allen Ländern waren elf Jahre alte Jungen und 13 Jahre alte Mädchen am stärksten betroffen. Der Wohlstand der Eltern hat laut der Studie keinen oder kaum einen Einfluss. Lediglich in Kanada waren Mädchen aus ärmeren Familien deutlich häufiger von Cybermobbing betroffen als Mädchen aus wohlhabenderen Familien.
Bauchschmerzen, Angstzustände, Depressionen
Manche Mobbingopfer leiden der Studie zufolge unter Kopf- und Bauchschmerzen bis hin zu Angstzuständen und Depressionen. Andere verletzten sich selbst. Die Folgen des Mobbings spüren viele Betroffene auch noch Jahre später.
Es sei notwendig, die verschiedenen Formen von Gewalt unter Gleichaltrigen noch besser zu untersuchen, fordern die Autoren als Konsequenz. Junge Menschen, aber auch Familien und Schulen müssten besser über Cybermobbing und dessen Auswirkungen aufgeklärt werden.
"Wir brauchen ein sicheres Umfeld für Kinder"
Es brauche passgenaue Präventionsangebote für Lehrkräfte, Eltern und Gemeinden, um Risiken der digitalen Welt angemessen zu begegnen, unterstrich die internationale Koordinatorin der Studie, Joanna Inchley. Es gelte, ein sicheres und unterstützendes Umfeld für Jugendliche zu schaffen.
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